Als ich neulich an der Nordsee war, habe ich  einen Spaziergang durch die Salzwiesen gemacht: vor mir lag der Strand mit seinen typischen Pfahlbauten, hinter mir der Deich. Aber das eigentlich Interessante in diesem Moment war der Himmel: über dem Deich hatten sich dunkle Wolken gebildet, während über dem Strand herrlich blauer Himmel zu sehen war. Wenn mich in dem Moment also jemand gefragt hätte, wie das Wetter gerade ist, hätten beide Aussagen gepasst: total wolkenverhangen und blauer Himmel - je nachdem, in welche Richtung man eben schaut. Vielleicht denke Sie jetzt gerade: „ Ja und?! Was hat das Ganze nun mit mir und meinem Alltag zu tun?“

 

Typische Sichtweisen

Auch im Alltag hängt vieles von unserer jeweiligen Blickrichtung oder Sichtweise ab. Schaue ich auf die positiven oder negativen Aspekte? Sehe ich nur das Nervende oder auch das Gute in einer Situation oder auch Person? Es geht dabei nicht darum, alles durch eine rosarote Brille zu sehen. An der Nordsee war nicht nur blauer Himmel – aber eben auch blauer Himmel. Wir neigen leider häufig dazu, nur eine Sichtweise einzunehmen. Das ist im Alltagstrubel durchaus verständlich, schließlich sind wir da häufig auf die Erledigung bestimmter Aufgaben und die Erreichung von Zielen konzentriert – und damit auch fokussiert.

Wir nehmen also eine bestimmte Sichtweise ein und beurteilen dann Situationen und auch Personen entsprechend aus unserer Perspektive heraus: gut oder schlecht? Das Motto dabei lautet: „entweder … oder“. Wir bilden uns eine Meinung und dies bitte möglichst schnell – schließlich haben wir noch genug Anderes zu tun. Die Frage ist allerdings, ob diese schnelle und automatische Bewertung immer förderlich ist. Wenn wir es schaffen, von dieser Sichtweise zu einem „sowohl… als auch“ zu kommen (sowohl blauer Himmel als auch dunkle Wolken), nehmen wir Situationen differenzierter war und kommen dadurch vielleicht auch zu einer anderen Einschätzung und Bewertung der Situation.

Wir haben also die Wahl: wollen wir nur das Positive bzw. nur das Negative sehen oder einen realistischen Gesamteindruck bekommen? An der Nordsee war das einfach: ich brauchte nur in Richtung Deich und Richtung Strand schauen, also meine „reale“ Blickrichtung verändern. Aber wie kann so ein Perspektivwechsel im Alltag gelingen?

 

Perspektivwechsel im Alltag

Wenn uns etwas ärgert, können wir uns ganz bewusst fragen, ob die jeweilige Situation / das Verhalten der anderen Person auch etwas Positives hat. Dabei kann es auch hilfreich sein zu überlegen, in welchen anderen Situationen wir ein derartiges Verhalten positiv finden würden. Und wie würden wohl andere Personen (Beteiligte oder auch Unbeteiligte) die Situation sehen und einschätzen?   

Unsere Wahrnehmung und unsere Stimmung beeinflussen sich gegenseitig – auch das sollte uns klar sein. Wenn unsere Stimmung schlecht ist, nehmen wir eher das Negative wahr und erinnern uns auch stärker an Negatives. Wir haben dann teilweise den Eindruck, dass Alles schlecht ist. Um aus diesem Kreislauf auszusteigen, macht es Sinn, den Blick für das Positive (wieder) zu trainieren und damit zu stärken. Ein Urlaub bietet dafür eine gute Möglichkeit, weil wir mehr „Schönes / Ausgefallenes“ unternehmen und uns einfach auch mehr Zeit nehmen können, um Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen. Aber auch im Alltag macht es durchaus Sinn, sich die Zeit dafür zu nehmen – sowohl für das Genießen als auch das bewusste Aufspüren der kleinen positiven Aspekte.

 

Wir haben die Wahl

Wir haben also die Wahl: Meckern wir als Pessimist die ganze Zeit darüber, dass es bald schon wieder regnen wird (oder zu heiß ist 😉) und bleiben nur deshalb in der Wohnung? Oder blenden wir als Optimist die dunklen Regenwolken aus und werden dann völlig unvorbereitet vom Regen überrascht? Oder gibt es noch eine dritte Möglichkeit, bei der wir einerseits das Schönwetter-Potential des Tages erkennen und trotzdem nicht total unvorbereitet von einem Regenschauer erwischt werden? Welches ist die jeweils förderliche Sichtweise in einer Situation? Wir haben die Wahl – und das gilt nicht nur für den Nordsee-Urlaub… 😉

 

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